Samstag, 31. August 2024

Erfahrungen und Tendenzen aus der Kleintierpraxis Gusborn


Erfahrungen und Tendenzen aus der Kleintierpraxis Gusborn


Hier einmal einige Erfahrungsberichte aus unserer Praxis, die vielleicht auch von allgemeinem Interesse sind:


1. Seltene Krankheiten gar nicht mehr so selten


Zum ersten mal in meiner Praxis haben wir Parvovirose (Katzenseuche / Panleukopenie) bei Katzen nachweisen können. 
Gegen diese Erkrankung gibt es eine gut verträgliche und wirksame Impfung, die in den letzten Jahrzehnten anscheinend ein Ausbrechen dieser Virusinfektion verhindert hat. 

Doch es gibt zunehmend ungeimpfte "wilde" Katzen hier im Landkreis und die "Impfmoral" bei den Hauskatzen hat seit "Corona" auch abgenommen. 
Somit werden wir mit diesem "alten Übel" wieder neu konfrontiert.

Parvovirose bei Katzen, auch als Panleukopenie oder Katzenseuche bekannt, ist eine schwere virale Infektion, die besonders junge und ungeimpfte Katzen betrifft. Die Krankheit wird durch das feline Parvovirus (FPV) verursacht. Die Symptome können variieren, aber einige der häufigsten Anzeichen sind:

1. Gastrointestinale Symptome:

  • Erbrechen: Häufig und oft schwerwiegend, manchmal mit Blut vermischt.
  • Durchfall: Wässrig, manchmal blutig und oft mit einem starken Geruch.
  • Appetitlosigkeit: Die Katze weigert sich zu essen und zeigt ein stark vermindertes Interesse an Futter.

2. Fieber:

  • Anfangs kann die Katze hohes Fieber haben, gefolgt von einer Abkühlung, wenn die Krankheit fortschreitet.

3. Lethargie:

  • Die Katze wirkt sehr schwach, schläft viel und zeigt wenig Interesse an ihrer Umgebung.

4. Dehydration:

  • Durch das Erbrechen und den Durchfall verliert die Katze schnell Flüssigkeit, was zu Austrocknung führen kann. Die Haut kann ihre Elastizität verlieren, und die Schleimhäute können trocken erscheinen.

5. Gewichtsverlust:

  • Aufgrund der verminderten Nahrungsaufnahme und des Flüssigkeitsverlusts kann die Katze schnell an Gewicht verlieren.

6. Immunschwäche:

  • Panleukopenie führt zu einer drastischen Reduktion der weißen Blutkörperchen, was die Immunabwehr der Katze stark schwächt und sie anfälliger für Sekundärinfektionen macht.

7. Neurologische Symptome:

  • In schweren Fällen können neurologische Symptome wie Zittern oder Krampfanfälle auftreten.

8. Plötzlicher Tod:

  • Bei besonders schweren Verläufen, vor allem bei jungen Katzen, kann die Krankheit sehr schnell zum Tod führen, manchmal sogar innerhalb von 24 Stunden nach Auftreten der ersten Symptome.

Diagnose:

Die Diagnose erfolgt durch eine Kombination aus klinischen Symptomen, Blutuntersuchungen (um die Anzahl der weißen Blutkörperchen zu überprüfen) und speziellen Tests, wie z.B. einem ELISA-Test auf das feline Parvovirus im Kot der Katze.

Prävention:

Die wirksamste Methode, um Parvovirose zu verhindern, ist die Impfung. Katzen sollten im Kätzchenalter und dann regelmäßig gemäß den Empfehlungen des Tierarztes geimpft werden.

Wenn Sie den Verdacht haben, dass Ihre Katze an Parvovirose erkrankt sein könnte, sollten Sie sie sofort zu einem Tierarzt bringen, da die Krankheit schnell voranschreiten kann und eine sofortige Behandlung notwendig ist. Schnellteste sind in unserer Praxis vorhanden.

Ähnlich ist es mit der "Leishmaniose", der "Babesiose (Hundemalaria)", der "Borreliose" oder den "Giardien". 
Das hatten wir früher nicht so oft - doch die Zeiten, das Klima, die Tierdichte und andere Faktoren ändern sich.


2. Seltene Lästlinge jetzt häufiger: Lausfliegen


Diese fiesen Parasiten (Lausfliegen) scheinen jetzt auch immer häufiger bei den Hunden zu finden zu sein. Manchmal werden sie auch als "fliegende Zecken" bezeichnet, obwohl Lausfliegen nur 6 Beine haben und Zecken zu den Spinnenartigen gehören und 8 Beine haben. Bei den Pferden werden sie auch "Löper" genannt, da sie nachdem sie auf dem Tier gelandet sind ihre Flügel abwerfen und nur noch laufen und zwar seitwärts, so wie Krebse.

Besonders hier im Wendland war die Hirschlausfliege, Pferdelausfliege oder Schafslausfliege schon immer verbreitet, doch sprangen sie sehr selten auf Hund oder Katze über.
Das scheint sich diesen Sommer geändert zu haben, besonders für Tiere, die gerne im Wald sind.

Die von uns bevorzugten Floh-, Zecken- und Milbenmittel (s. Blogartikel-1 und Blogartikel-2) wirken gegen diese Außenparasiten leider nicht so gut. Hier wird ein sog. "Repellent" benötigt, also ein Medikament (SpotOn) welches fliegende Parasiten abschreckt und nicht nur die blutsaugenden Fieslinge abtötet.
Diese Medikamente hatten wir bisher nur für Hunde, die in südliche Länder reisen vorgesehen, da sie die dort verbreiteten Stechmücken abwehren. 
Wenn Sie in Ihrer Gegend oder bei Ihrem Hund Probleme damit haben, melden Sie sich bei uns.


3. Gesündere Tiere - Ältere Tiere


Grundsätzlich sind die Tiere heutzutage dank des guten Futters und der guten Versorgung immer gesünder und werden immer älter.
Dadurch ergeben sich jedoch neue Probleme, denn auch Hunde und Katzen können im hohen Alter "Demenz" bekommen.

Altersdemenz bei Hunden und Katzen, oft auch als kognitive Dysfunktion bezeichnet, ähnelt in vielerlei Hinsicht der Demenz beim Menschen. Sie tritt bei älteren Tieren auf und ist durch eine allmähliche Verschlechterung der kognitiven Fähigkeiten gekennzeichnet. Hier sind die häufigsten Symptome:

1. Desorientierung:

  • Hunde: Sie können in vertrauter Umgebung desorientiert wirken, Schwierigkeiten haben, den Weg zurück ins Haus zu finden, oder sogar in Ecken stecken bleiben.
  • Katzen: Sie können ziellos umherirren, sich in Räumen verlaufen oder den Weg zur Futterstelle oder Katzentoilette nicht mehr finden.

2. Verändertes Schlafverhalten:

  • Hunde: Häufige nächtliche Unruhe, übermäßiges Schlafen am Tag und wach sein in der Nacht.
  • Katzen: Sie können nachts unruhiger werden, mehr miauen oder ungewöhnlich viel schlafen.

3. Vermindertes Interesse an Interaktion:

  • Hunde: Sie reagieren möglicherweise weniger auf bekannte Menschen oder Spielzeuge und scheinen weniger Freude an Aktivitäten zu haben, die ihnen früher Spaß gemacht haben.
  • Katzen: Sie ziehen sich stärker zurück, meiden Streicheleinheiten oder andere Interaktionen, die sie früher genossen haben.

4. Verändertes Verhalten:

  • Hunde: Es kann zu Unsauberkeit kommen, auch bei zuvor stubenreinen Hunden. Einige Hunde entwickeln Angstzustände oder zeigen ungewöhnliche Aggression.
  • Katzen: Auch hier kann Unsauberkeit ein Zeichen sein. Katzen können zudem vermehrt vokalisieren (laut und oft miauen) oder apathischer wirken.

5. Vergesslichkeit:

  • Hunde: Sie vergessen möglicherweise erlernte Kommandos oder Routinen, wie z. B. das Sitzen vor dem Fressen.
  • Katzen: Sie können Schwierigkeiten haben, sich an Orte oder Objekte zu erinnern, die sie zuvor regelmäßig benutzt haben, z. B. den Lieblingsplatz oder die Katzentoilette.

6. Veränderter Appetit:

  • Hunde: Manche Hunde verlieren das Interesse am Futter, während andere übermäßig fressen.
  • Katzen: Auch Katzen können weniger oder mehr Appetit zeigen, wobei sie sich teilweise nicht mehr daran erinnern, ob sie bereits gefressen haben.

7. Ritualisiertes Verhalten:

  • Hunde: Sie können sich in immer wiederkehrenden Mustern bewegen, z. B. im Kreis laufen. Manchmal laufen Sie auch bis zu einer Wand und bleiben dann mit dem Kopf an der Wand einfach stehen.
  • Katzen: Sie zeigen eventuell wiederholt bestimmtes Verhalten wie ständiges Lecken, Kratzen oder sich an immer denselben Orten aufhalten.

8. Ängstlichkeit oder Unruhe:

  • Hunde: Sie können nervöser oder ängstlicher werden, besonders wenn sie alleine gelassen werden.
  • Katzen: Katzen können ebenfalls ängstlicher reagieren, insbesondere auf Veränderungen in ihrer Umgebung.

Diagnose und Umgang:

Die Diagnose erfolgt in der Regel durch Ausschluss anderer Erkrankungen und eine genaue Beobachtung des Verhaltens. Es gibt keine Heilung, aber einige Medikamente, spezielle Diäten und Verhaltensänderungen können helfen, die Lebensqualität zu verbessern.

Prävention und Unterstützung:

Stimulation durch regelmäßige geistige und körperliche Aktivitäten, eine ausgewogene Ernährung und die Aufrechterhaltung einer stabilen, stressfreien Umgebung können dazu beitragen, die Symptome zu verlangsamen oder zu mildern. Regelmäßige Besuche beim Tierarzt sind wichtig, um den allgemeinen Gesundheitszustand zu überwachen und gegebenenfalls geeignete Maßnahmen zu ergreifen.

Manchmal können Nahrungsergänzungen oder CBD-Öle die Symptome lindern und somit die Lebensqualität für Mensch und Tier steigern.

Weiterer Artikel zum Thema Demenz beim Tier:

https://hund-katze-heimtier-kleintier.de/was-kann-man-bei-demenz-bei-alten-tieren-machen/

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