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Montag, 4. März 2024

Goldstandard der tierärztlichen Behandlung - Wunsch und Wirklichkeit


Goldstandard der tierärztlichen Behandlung - Wunsch und Wirklichkeit

 
Dieses alte Tier wurde mir vorgestellt, weil er (angeblich erst) seit wenigen Tagen nicht richtig frisst.
Auf Nachfrage hat er allerdings seit einem halben Jahr mehrere Kilo abgenommen.
Ein sehr alter Hund einer ebenso alten Frau.
Ungeimpft, ungepflegt, keine Parasitenbehandlung und kein Tierarztbesuch in den letzten Jahren.
Ach ja, bissig ist er auch noch, sodass weder ich noch die Besitzerin so richtig regelmäßig an den Hund herankommt. Naja, und wen wundert es, Geld ist natürlich auch nicht da ...

Wo fange ich da an? Wo höre ich auf? Was ist wichtig? Was ist machbar? Was ist möglich? Was ist bezahlbar? Was ist von mir zu leisten? Was ist vom Besitzer an Compliance zu erwarten?

Also hat das Tier, in Absprache der Möglichkeiten vom Besitzer, erst einmal eine allgemeine "Aufbauspritze" und eine Parasitenbehandlung bekommen sowie einen Termin zur Narkose in den nächsten Tagen.

In der Narkose sollen dann erst einmal die gröbsten Probleme behoben werden und eine Blutprobe genommen werden. Dass die Zähne nicht in Ordnung waren hat man schon auf die Entfernung hin gerochen und beim Bellen auch gesehen. Das verfilzte Fell muss an einigen Stellen geschoren werden, die Leber- & Nierenwerte müssen gecheckt werden und wahrscheinlich ist auch noch was mit den Ohren. Von der Lahmheit reden wir erst einmal gar nicht.

Das ganze beläuft sich selbst bei uns auf dem platten Land und mit dem einfachen GOT-Satz schon so auf die 300 - 400,- €, was in etwa der halben Rente der Frau entspricht.

In der Narkose konnte dann das volle Ausmaß der Zahnprobleme in Augenschein genommen werden. Es wurden erst einmal 9 Zähne gezogen, die schon locker waren und der Rest wenigstens vom Zahnstein befreit, später (nach dem Foto) noch poliert und versiegelt.
Die Ohren waren chronisch entzündet, das Herz hatte ein Nebengeräusch und die Schilddrüsenwerte waren im Keller, neben weiteren Veränderungen im Blutbild, in Leber- & Nierenwerten.
Natürlich noch Schmerzbehandlung und Antibiose. Krallen geschnitten, Fell entfilzt, Augen sauber gemacht etc. wurden dann noch so nebenbei mit erledigt. 

Das ist das, was tatsächlich in der Realität möglich, technisch durchführbar und bezahlbar war. Zudem musste sofort etwas unternommen werden und nicht erst am nächsten freien Termin in der Klinik (in 3 Wochen) oder nachdem in einer groß angelegten Crowdfunding-Aktion einige hundert Euro in 3 Monaten zusammen gekommen sind.
Aus Tierschutzgründen, weil gerade jetzt Futterverweigerung aufgrund akuter Schmerzen vorliegt musste schnell gehandelt werden.

Der tiermedizinisch "Goldstandard" sieht natürlich anders aus:


"Sehr geehrter Herr Dr. Goy, ich bin gerade über Ihre Story gestolpert und Ihre Aussage zu dem gezeigten Bild. Ich möchte Ihnen nicht zu nahe treten, aber viell. überdenken Sie Ihre Aussage nochmal.
Sauber sind die Zähne ja, aber gesund und schmerzfrei ist der Patient nicht.
Man erkennt an mehren Zähnen freiliegende Furkationen und Wurzeln.
Diese Zähne gehören ebenfalls fachmännisch versorgt. Für mich sieht das nach einem Patienten mit schwerer Parodontose aus, diese birgt wirklich große Gefahren und schmerzt unheimlich.
Legt man es so auch noch frei, bietet man den Keimen nur noch mehr Möglichkeit alles zu verschlimmern.
So bekommen Tierbesitzer den Eindruck, dass sie ihrem Tier was Gutes tun ohne, dass sie es tun. So schade! Gerne stehe ich auch für ein konstruktives Gespräch zur Verfügung, falls Sie das Thema Zahntiermedizin interessieren sollte.
Damit in Zukunft Ihre Patienten die beste medizinische Versorgung erhalten können! Mit kollegialen Grüßen aus U., N. R."

"Das ist doch hoffentlich nicht das finale Ergebnis... Da liegt ja alles frei... Eiei M.G."

"Na die 9 kommen hoffentlich noch raus ✌️S.H."

Natürlich haben die Kollegen mit ihren Kommentaren teilweise recht, doch ...

Die Alternative wäre, das die alte Dame von uns in die nächst gelegene (sehr kompetente und gut ausgestattete) Klinik überwiesen wird, was wir ihr natürlich empfohlen haben. Dort wird sie mit digitalem Zahnröntgen, eigenem präoperativem Labor und Zahntierspezialisten, die dem Tier die ganze Knabberleiste entfernen, konfrontiert. Das ganze mit durchaus gerechtfertigten Kosten im unteren 4-stelligen Bereich. 

Und der nächste "Besserwisser" steht schon in den Startlöchern und meckert, weil kein Herzultraschall gemacht wurde, obwohl ein Nebengeräusch zu hören gewesen ist.
Außerdem ist es bei einer schweren Ohrenentzündung ja tiermedizinischer Standard mit einem Endoskop nachzuschauen.
Und überhaupt eine alleinige Beschränkung auf den T4-Wert zur Diagnose einer Hypothyreose ist ja auch eher unseriös, da muss noch mal Blut genommen werden und die Entzündungswerte und TSH und so weiter untersucht werden.

Die Folge ist, das bei dem Tier gar nichts gemacht werden würde, weil unbezahlbar.

In einer idealen Welt wäre das sicherlich anders.
Da hätte es die Besitzerin gar nicht erst so weit kommen lassen. Denn das ist das eigentliche Problem, worauf ich durch das Bild oben hinweisen wollte.

Doch in der Realität muss sich der (Land-)Tierarzt eben manchmal zusammen mit dem Besitzer entscheiden, was wann und mit welchem Aufwand bzw. welchen finanziellen Folgen und in welcher Reihenfolge gemacht werden kann.

Das bedeutet nicht, das wir dummen Landeier nicht wissen, was "eigentlich" am Besten wäre, oder wie das "richtig" geht. Das bedeutet eben einfach nur, dass nicht immer alles so gemacht werden kann, wie es im besten Fall möglich ist, sondern nur das, was unbedingt nötig und somit bezahlbar ist. 

Tatsache ist, dass sich die Lebensqualität des Hundes praktisch sofort nach unserer Behandlung deutlich gebessert hat. Er frisst wieder gierig und ohne offensichtliche Anzeichen einer Schmerzreaktion, nimmt wieder zu, hat deutlich mehr Lebensfreude, läuft rum und es ist eine Freude ihn so lebhaft zu sehen. 
Die Besitzerin ist dankbar, finanziell nicht ruiniert und das Tier ist erst einmal "grundsaniert".

Man wird sehen, welche Schritte als nächstes angegangen werden können, denn "Baustellen" gibt es genug.
Da ist das Herz, die Ohren, die Arthrose, die Hypothyreose, die Nachkontrolle der Blutwerte und irgendwann, wenn Zeit und Geld da ist, auch noch einmal die Zähne.

PS: Damit man eben nicht vor so einer Entscheidung stehen muss, raten wir dringend dazu, eine Tierversicherung abzuschließen, doch auch die muss man sich erst einmal leisten können ...

Mittwoch, 14. September 2022

Neue Tierarztgebühren - Jetzt Tiere versichern!


Neue Tierarztgebühren - Jetzt Tiere versichern!


  • Ja, die Gebührenordnung für Tierärzte steigt.
  • Ja, teilweise um eine ganze Menge pro Verrichtung, manchmal werden die einzelnen Verrichtungen (GOT-Punkte) jedoch auch günstiger.
  • Ja, die GOT ist ein Bundesgesetz an das sich die Tierärzte halten müssen.
  • Ja, es haben alle relevanten Interessengruppen zugestimmt, u.a. der Bauernverband und der Tierschutzbund.
  • Ja, der Zeitpunkt ist durchaus ungünstig.
  • Ja, es war trotzdem überfällig.
  • Nein, die Preissteigerungen dieses Jahres (2022) sind noch nicht in der Gebührenordnung berücksichtigt worden.


Was also tun?

In vielen anderen europäischen Ländern ist es üblich auch für Tiere eine Krankenversicherung oder eine Unfall/OP-Versicherung abzuschließen.

Dazu raten wir Tierärzte schon seit Jahren, denn es mach sowohl uns als auch den Tierbesitzern das Leben leichter. "Geld" spielt dann nur noch eine untergeordnete Rolle, wenn es um die optimale tierärztliche Versorgung des Lieblings geht.

Vergleichen Sie bitte, was für Ihre Tiere, Ihre Situation und Ihre Wohngegend (ländlich / städtisch und das vorherrschende tierärztliche Preisniveau) die richtige Versicherung ist.

Hier habe ich einmal 3 Beispiele für Tierkrankenversicherungen:


AGILA


Hepster


PetProtect

Weitere wichtige Links:

Freitag, 2. September 2022

Was bedeutet "Notdienst"?

 

Was bedeutet "Notdienst"?


Fünf Tierarztpraxis in Lüchow-Dannenberg und Dömitz haben sich zusammengeschlossen, um für Sie einen geregelten Notdienst für Kleintiere (Hunde, Katzen, Heimtiere) zu organisieren, damit Sie auch am Wochenende und an Feiertagen in Notfällen immer einen Ansprechpartner haben.

Streng genommen gilt dieser Notdienst also nur für diese 5 Tierarztpraxen (Dr. Bruchhaus / Hilke Berger / Inken Höhne / Dirk Schäfer / Dr. Goy) und den jeweiligen Patienten. Alle anderen Tierärzte (Großtier-, Pferde oder Gemischtpraxen) sind eigentlich für ihre eigenen Kunden zuständig.

Sollte der Haustierarzt jedoch für ihren Hund oder Ihre Katze nicht zur Verfügung stehen, so helfen wir dann natürlich auch gerne weiter.

Die Aufgabe des Notdienstes ist es vor allem, akute, also plötzlich auftretende Erkrankungen, die nicht bis zum Montag Zeit haben, soweit zu behandeln, dass die Tiere das Wochenende möglichst schmerz- und und leidensfrei überstehen, um dann am Montag in der Haustierpraxis weiter behandelt und ggf. weiter diagnostiziert werden zu können.

Hierfür wird alles getan, was der einzelnen Praxis möglich ist.

Schwerste Verletzungen, umfangreiche oder komplizierte Operationen oder spezielle bildgebende Diagnostik bzw. ein Sofortlabor ist jedoch nicht immer möglich. Dann muss eine der umliegenden Kliniken einspringen, die sowohl personell als auch gerätetechnisch besser ausgestattet sind.


Notdienst ist ... - ist nicht ...:


Notdienst bedeutet nicht, dass man 24 Stunden am Tag in der Praxis steht und darauf wartet, dass ein krankes Tier ohne Voranmeldung einfach vor der Tür steht  und zur Behandlung vorbei kommt.

Notdienst bedeutet, dass man 24 Stunden am Tag in Rufbereitschaft ist, um bei einem wirklichen Notfall nach Terminabsprache in der Praxis helfen, oder nach Rücksprache in eine Klinik überweisen kann.

Notdienst bedeutet, dass z.B. eine akute Augenentzündung evtl. durch eine Granne im Auge sofort nach Terminabsprache behandelt wird. Dieses geschieht jedoch immer erst nach einer telefonischen Anamnese (Vorbericht), um zu entscheiden, ob es sich um eine tatsächliche Verletzung handelt, die vom Tierarzt behandelt werden muss, oder eine Bindehaut-Reizung, die durch Kühlung und Spülung selbst gelindert werden kann, oder ob das Auge selbst verletzt ist und die Tierklinik in Anspruch genommen werden sollte.

Notdienst bedeutet nicht, dass eine umfangreiche dermatologische Diagnostik vorgenommen wird bei einem Tier, welches sich schon seit 2 Wochen die Haut von Leib kratzt. 

Notdienst bedeutet, dass dem Tier über das Wochenende der Juckreiz genommen wird, damit die aufwändige und notwendige Diagnostik dann im Laufe der Woche gemacht werden kann. 

Notdienst bedeutet nicht, dass man Nachts um 5:00 Uhr einen Hausbesucht in 30 km Entfernung macht, weil die Besitzer stundenlang dem Tier beim quälenden Sterben zugeschaut haben und jetzt müde sind.

Notdienst bedeutet aber schon, dass ein Tier in der Praxis ggf. erlöst wird, weil es sich quält und/oder unheilbar krank ist.

Eine Behandlung Ihres Lieblings im Notdienst bedeutet auch, dass Sie mit erheblich höheren Gebühren als zu den regulären Sprechzeiten zu rechnen haben. Das sieht die Gebührenordnung für Tierärzte verpflichtend so vor.


Notdienst bedeutet nicht, dass jedes Wildtier, jeder Vogel oder ähnliches einfach beim Tierarzt abgegeben werden kann und diese/r sich dann darum kümmert. Wer ein Tier aus der Natur entnimmt, ist erst einmal auch dafür verantwortlich, zum einen für die anfallenden Kosten und zum anderen für die artgerechte Unterbringung sowie ggf. die rechtlichen Konsequenzen.

Notdienst bedeutet nicht, dass Sie bei dem diensthabenden Tierarzt eine gebührenfreie Servicehotline für alle Probleme der Welt haben.

Notdienst bedeutet, dass Sie mit dem Tierarzt zusammen auch am Telefon entscheiden, ob ein Besuch in der Tierarztpraxis oder der Tierklinik nötig ist, oder ob eine gebührenpflichtige telefonische Beratung ggf. ausreicht.

Notdienst bedeutet nicht, dass die verstopften Analdrüsen am Wochenende ausgedrückt werden müssen, obwohl der Hund schon seit Wochen "rutscht", man aber am Wochenende einfach mal Zeit hat zum Tierarzt zu fahren und das ganze dann auch noch mit einem Familienausflug verbinden kann.

Notdienst bedeutet, dass ein hochakuter schmerzhafter Analdrüsenabszess, der sich im Laufe von wenigen Stunden entwickelt hat natürlich sofort behandelt wird.

Notdienst bedeutet schon, dass die Granne im Ohr entfernt werden muss, die sich der Hund oder die Katze gerade eben beim Spielen auf dem Feld eingefangen hat.

Notdienst ist nicht, dass man den Tierarzt nachts rausklingelt, weil "das Tier so traurig guckt", die Wurmmittel alle sind, oder man einen Floh im Bett gefunden hat.


Wie können Sie selbst besser erkennen, ob es sich um einen wirklichen Notfall handelt, oder nicht? Die beiden eBooks (PDF) könnten ihnen dabei helfen:
(Anmelden und die eBooks kommen dann per eMail)

1. Für Hunde:

2. Für Katzen:

Grenzen der tierärztlichen Notversorgung


Grundsätzlich stehen immer weniger Tierkliniken zur Verfügung und somit wird die Belastung der verbleibenden Klinken sowie der praktizierenden Tierärzte vor Ort immer größer.
Zudem nehmen nicht alle Kollegen und Kolleginnen am geregelten Notdienst teil, sodass bisweilen bei uns an einem Wochenende Patienten aus Salzwedel, Bleckede und Ludwigslust aufschlagen, weil niemand sonst erreichbar scheint.

An Wochentagen gibt es sowieso keinen geregelten Notdienst und generell ist jeder Tierarzt seinen eigenen Kunden verpflichtet. Den "schwarzen Peter" hat dann manchmal der Kollege / die Kollegin, die den Telefonhörer abhebt...

Zusammenfassend sind wir natürlich jederzeit für Sie und Ihre Tiere da und helfen auch Nachts bei Notfällen - wenn es denn wirklich Notfälle sind ... 

Was ist ein Notfall?



Notdienst bedeutet, dass Sie unbedingt den Tierarzt (an)rufen müssen, wenn das Tier plötzlich eine schwere Lahmheit hat, wenn die Atmung plötzlich deutlich verändert (abgeflacht, oder stark verstärkt) ist, wenn sich das Tier wirklich heiß oder kalt anfühlt, wenn es krampft oder wässrigen Durchfall hat, wenn es wiederholt erbricht oder eine starke Wesensveränderung aufweist wenn etwas blutet, anschwillt oder ungewöhnlich beweglich ist. Wenn das Tier etwas aufgenommen hat, was giftig oder ein Fremdkörper ist, wenn die Geburt nicht weiter geht, wenn das Tier blass, blau oder rot ist.
Zur Not lieber anrufen und zusammen mit dem Tierarzt entscheiden, ob es ein wirklicher Notfall ist, oder nicht.
Auch Fotos, Videos etc. können dann weiterhelfen, die Sie entweder mitbringen oder nach Absprache zur Beurteilung dem Tierarzt zusenden.

... und falls es mal etwas länger dauert ...


... oder Sie etwas weiter fahren müssen, denken Sie bitte daran, dass der menschliche Samstags- und Sonntags-Notdienst in Lüchow Dannenberg morgens nur 2 und abends 1 Stunde geöffnet hat Sie keine telefonische Beratung vom Arzt bekommen, da sie niemanden anrufen können, weil es keinen 24-Stunden-Bereitschaftsdienst gibt und Sie dann auch noch oftmals woanders in die Apotheke fahren müssen.

Dienstag, 15. Februar 2022

Zwischen Tierschutz und Selbstschutz


Zwischen Tierschutz und Selbstschutz


Tierarzt zu sein ist für jede/n praktizierenden Tierarzt nicht nur ein Beruf, sondern immer auch eine Berufung.

Jeder Tierarzt engagiert sich für das Tierwohl - bis zu gewissen Grenzen.

Diese Grenzen legt zum Einen der Gesetzgeber fest:

Auch als Tierarzt kann ich nicht mehr verlangen, als es im Gesetz steht, auch, wenn es für das Tierwohl besser wäre.

Als Tierarzt kann ich z.B. nicht die Qual-Zucht von bestimmten Rassen unterbinden, solange der Gesetzgeber das zulässt.

Als Tierarzt kann ich niemanden dazu zwingen z.B. seinem Hund die dringend benötigten Herzmedikamente zu verabreichen oder die eigenen freilaufenden Katzen zu kastrieren und chippen zu lassen.

Diese Grenzen legt das Arbeitsrecht fest:

Immer mehr  Kleintier-Kliniken geben ihre Klinikzulassung zurück, da sie den verpflichtenden 24 Std. Notdienst nicht aufrecht erhalten können, ohne gegen arbeitsrechtliche Vorschriften zu verstoßen. Eine Ausnahmeregelung wird von der Politik bisher abgelehnt.

Die einzige Person, für die die Arbeitszeitgesetze nicht gelten, sind die selbstständigen Tierärzte in eigener Praxis, so wie ich. Während also große Tierkliniken mit über 30 angestellten Tierärzten keinen 24-Stunden-Notdienst mehr machen, muss ich das als "Einzelkämpfer" sehr wohl.

Eine weitere Grenze ist das finanziell und medizinisch Machbare:

Die meisten Menschen, die eine gesetzliche Krankenversicherung haben, wissen gar nicht, wie teuer "Medizin" eigentlich ist. Oft genug wird beim "Land"-Tierarzt eine 5-Sterne Ausstattung erwartet und eine 5-Sterne Behandlung verlangt, aber man ist nur bereit Jugendherbergspreise dafür zu zahlen. 

Auch die Behandlung von Fundtieren, verletzten Wildtieren und ähnlichem wird natürlich gerne von einer Tierarztpraxis übernommen, doch nicht umsonst. Wenn kein Halter oder keine staatliche Stelle dafür aufkommt, steht der Finder/Bringer in der Pflicht.

Nicht jede ländliche Tierarztpraxis ist ausgestattet wie eine Tierklinik. Einige Dingen können einfach nicht geleistet werden, selbst wenn es ein lebensbedrohlicher Notfall ist. Andere Wünsche könnten vielleicht erfüllt werden, doch ist das wirklich für das Tier sinnvoll und Lebensqualität steigernd, oder ist das nur für den Tierbesitzer wichtig?

Die letzte Grenze ist die körperliche und mentale Belastungsgrenze der Tierärzte:

Die bürokratischen Auflagen werden immer irrsinniger, das Anspruchsdenken einiger Tierbesitzer immer anstrengender, die Anzahl der Haustiere immer mehr, die Beratungstätigkeit für völlig unbedarfte Neu-Tierhalter immer aufwendiger und die diagnostischen bzw. therapeutischen Möglichkeiten immer komplizierter. 

Das völlig falsche Einschätzen einer Notsituation, bzw. der irrationale Egoismus führt vermehrt dazu, dass Tierärzte mitten in der Nacht wegen eines Wurmbefalls aus dem Bett geklingelt werden.

Es häufen sich sogar Fälle von tätlichen Angriffen auf Tierärzte und tierärztliches Personal.

Die Folge:

Alle diese Gründe führen immer mehr dazu, dass die Belastungsgrenze von vielen Tierärzten längst überschritten ist, von einer wirklichen Work-Life-Balance einmal ganz zu schweigen. 

Und bevor der Tierarzt komplett aus den Latschen kippt, einen Burnout bekommt, krank wird, oder Selbstmord (s. Artikel) begeht, ist oft die einzige Lösung, zumindest einen Aufnahme-stopp für Neukunden zu verhängen.

Das macht der Tierarzt nicht, weil er plötzlich nicht mehr den kranken Tieren helfen will, sondern weil er sich selbst schützen muss, denn wenn er komplett ausfällt, ist keinem Tier geholfen.

Auch hier bei uns im Landkreis Lüchow-Dannenberg scheinen einige Tierarztpraxis ihr arbeitstechnisches, organisatorisches und persönliche Limit erreicht zu haben und die Corona-Schutz-Maßnahmen machen es auch nicht einfacher.

Kleintierpraxis Gusborn - https://DocGoy.de:

Bei uns haben wir noch ein kleines Kontingent an freien Kapazitäten auch für Neukunden. Schauen Sie gerne in unsere Online-Terminverwaltung und buchen Sie einen Termin zu den üblichen Sprechzeiten.
Für OP´s und Termine außerhalb der Sprechzeiten sowie für (echte) Notfälle sind wir meistens telefonisch zu erreichen

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