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Samstag, 7. Juni 2025

Noch einmal: Achtung Hundemalaria auch im Landkreis Lüchow-Dannenberg


Noch einmal: Achtung Hundemalaria auch im Landkreis Lüchow-Dannenberg


Gerade ist wieder ein Artikel in der EJZ erschienen:

Seit einem Jahr etwa nehmen die Fallzahlen tatsächlich rapide hier in unserer Gegend zu.
Das liegt am Klimawandel, an der damit verbundenen Verbreitung der Auwaldzecke 
(Wiesenzecke / (Dermacentor reticulatus), die jetzt auch im "Winter" hier bei uns überlebt und sich massiv vermehrt hat und damit auch die in ihnen "wohnenden" Erreger, die Babesiose oder "Hundemalaria".

Wo ich vor zwei Jahren (s. Blogartikel hier) noch von einer Panikmache abgeraten habe, ist jetzt tatsächlich äußerste Wachsamkeit und Vorbeugung angeraten.

Quelle: EJZ vom 4.6.2025

Ergänzungen / Klarstellung zu dem Artikel in der EJZ:

Die HUNDE-Babesiose ist (nach derzeitigem Wissensstand) NICHT ansteckend für Menschen! Vor allem nicht von Hund auf Mensch. Babesien brauchen immer einen "Vektor", eine Zecke zur Übertragung!
Es gibt zwar Babesien, die für Menschen infektiös sind und auch von Zecken übertragen werden, das sind jedoch andere Erreger-Stämmen und kommen derzeit in Deutschland sehr selten vor. Von mehr als 100 Babesia-Arten verursachen nur wenige Typen die Krankheit beim Menschen.
Katzen scheinen auch deutlich weniger anfällig gegen Babesien zu sein als Hunde, es werden jedoch auch sehr selten Fälle von Katzenbabesiose beschrieben.


Unsere dringende Empfehlung für Hunde zur Prophylaxe der "Hundemalaria" ist die "Jahresspritze" gegen Flöhe / Milben und Zecken. --> Termin beim Tierarzt machen

Kurzinterview von „NDR 1 – Hallo Wach“ vom 14.11.2024 um 8:20 Uhr:


Hier ist eine Zusammenfassung (PDF) der Fragen und Antworten zur Babesiose, die ich für den NDR „NDR 1 – Hallo Wach“ vom 14.11.24 um 8:20 Uhr zusammengestellt habe: https://kleintierexperte.de/dl/37

Kurzvideo von ESCCAP zur Babesiose:


Video von www.esccap.de zur Babesiose und Fachartikel von der ESCCAP: https://www.esccap.de/parasiten/zecken/babesiose-beim-hund/

Hier einmal der zeitliche Ablauf dieser Erkrankung bei uns im Landkreis Lüchow-Dannenberg:

  • In früheren Jahren kam die Babesiose höchstens einmal bei Tieren vor, die aus der Mittelmeerregion stammten oder dort Urlaub gemacht hatten. Auch wenn diese Tiere Zecken mitgebracht haben, welche die Babesiose übertragen konnten, so konnte sich diese Zeckenart in unserem Klima damals nicht weiter verbreiten.
  • Erstes Auftreten der Auwaldzecke im März 2011 – gefunden vom Kollegen Sperling in Hitzacker: https://www.ejz.de/lokales/folge-klimawandels-id214243.html 
    Das bedeutet, dass diese Zecken wegen des Klimawandels jetzt auch hier überlebensfähig sind und den Erreger „endemisch“ übertragen können.
Doch es dauerte noch 12 Jahre bis …

Die wichtigsten Symptome und Diagnosemethoden zur Erkennung einer Babesiose beim Hund sind:

1. Klinische Symptome:

  • Fieber: Meist hohes Fieber, oft über 40°C.
  • Schwäche und Müdigkeit: Der Hund wirkt lethargisch und hat weniger Energie und keinen Appetit.
  • Anämie (Blutarmut): Blasse Schleimhäute (Zahnfleisch, Augenlider), schneller Herzschlag.
  • Gelbsucht (Ikterus): Gelbliche Verfärbung der Schleimhäute und Haut durch die Zerstörung roter Blutkörperchen.
  • Dunkler Urin: Durch den Abbau der roten Blutkörperchen wird Hämoglobin freigesetzt, was zu einem braun-rötlichen Urin führen kann.
  • Erbrechen und Durchfall: Magen-Darm-Symptome können auftreten.
  • Appetitlosigkeit: Hunde fressen oft schlechter oder gar nicht.
  • Neurologische Symptome: In schweren Fällen können Krämpfe oder Lähmungen auftreten.
  • Unterschiedliche Virulenz der Stämme: Die Schwere und die Schnelligkeit sowie die Erkennbarkeit der Symptome variiert sehr stark, da die Babesien unterschiedlich virulent sind.

2. Diagnosemethoden:

  • Blutuntersuchung (Mikroskopie): Die Babesien können unter dem Mikroskop in den roten Blutkörperchen sichtbar gemacht werden. Klappt aber nicht immer in der Tierarztpraxis.
  • PCR-Test: Molekulare Tests wie die Polymerase-Kettenreaktion (PCR) sind sehr sensitiv und können Babesia-DNA nachweisen. (Zur Zeit nur im Labor und keine Schnellteste vor Ort in der Praxis möglich)
  • Blutbild: Eine Anämie, Thrombozytopenie (niedrige Blutplättchenzahl) und veränderte Leber- und Nierenwerte sind typische Laborveränderungen.
  • Serologische Tests: Antikörpertests können eine Babesiose-Infektion nachweisen, sind jedoch nicht immer so präzise wie PCR-Tests.
  • Bitte unbedingt auch die Hunde impfen lassen, damit zumindest die Leptospirose als Differentialdiagnose ausgeschlossen werden kann, die ähnlich Erscheinungen hat, wogegen es jedoch eine jährliche Schutzimpfung gibt. (s. Blogartikel hier: https://hund-katze-heimtier-kleintier.de/nicht-die-impfungen-vergessen/)
  • Neben der Leptospirose kann es sich aber auch um eine einfache Magen-Darm-Erkrankung, eine Anämie anderer Ursache, eine Vergiftung, eine andere Infektionserkrankung, oder Stoffwechselerkrankung handeln. Auch treten nicht immer alle Symptome gleichzeitig oder nacheinander auf. Manchmal überwiegt auch nur ein Symptom manchmal ein anders...

3. Behandlungsmöglichkeiten:

Eine symptomatische Behandlung besonders der Anämie muss in jedem Fall vorgenommen werden.
Zudem gibt es ein spezielles Antibiotikum zur Behandlung. Allerdings muss die Behandlung über 4 Wochen erfolgen.

Es gibt jetzt ein zugelassenes Antiprotozoikum zur Injektion beim Tierarzt
Dieses Medikament ist allerdings mit „Vorsicht“ zu nutzen und sollte möglichst nur bei definitiv nachgewiesener Babesien-Infektion angewendet werden.
Zudem ist es in Deutschland zur Zeit nicht so einfach zu bekommen und somit evtl. nicht in jeder Tierarztpraxis vorhanden.

4. Vorbeugung:

Die einzige sinnvolle Vorbeugung / Prophylaxe ist die kontinuierliche und lückenlose Behandlung von Hunden und Katzen mit Antiparasitika / Floh- & Zeckenmitteln.

Wichtig ist, dass diese immer den angegeben Wirkstoffspiegel haben, da es entscheidend ist, wie schnell Zecken (& Flöhe) abgetötet werden.
Eine Übertragung der Erreger nach dem Biss erfolgt nach 12 bis 48 Stunden.

Bleibt z.B. ein 3-Monats-Mittel vier Monate oder länger auf dem Tier, ohne aufgefrischt zu werden, verlängert sich die Zeit vom Biss bis zum Tot der Zecke (Speed of kill) erheblich und damit erhöht sich die Möglichkeit einer Infektion mit Babesien, Borrelien etc. dramatisch!

Es gibt Zeckentabletten, die 1 oder 3 Monate wirken, es gibt SpotOn-Präparate, Halsbänder oder seit neuestem eine Jahresinjektion. 
Nachgewiesen wirksame Medikamente gibt es NUR beim Tierarzt!
Lassen Sie sich von dem Tierarzt Ihres Vertrauens beraten, welches Mittel in Ihrem Fall das richtige ist. 
Mittel aus dem Supermarkt oder dem Tierhandel wirken NICHT! 
Bei Medikamenten aus dem Internet erhalten Sie keine Beratung und können sich einer zuverlässigen Wirkung nicht sicher sein!

Wir empfehlen für Hunde den neuen 12-monatigen Ekto-Parasitenschutz per Injektion!

Eine Impfung ist in Deutschland nicht zugelassen und mildert auch nur die Infektion, verhindert diese aber nicht.

5. Prognose / Therapie / Heilungs-Chancen

Wird die Schwere der Erkrankung schnell vom Besitzer erkannt und vom Tierarzt richtig eingeschätzt und mit dem zugelassenen Mittel rasch behandelt, ist eine fast wundersame Heilung nach 24 Stunden möglich. Eine Nachtherapie ist dann in 2 Wochen nötig.
Manchmal verläuft die Infektion jedoch so schnell, dass die Tiere schon tot sind, bevor typische Symptome überhaupt auftreten konnten.
In der heutigen Situation würde ich lieber eine Behandlung starten, auch wenn noch keine eindeutigen Laborbeweise vorliegen, als zu lange zu warten.

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